Die Krux mit dem Palmöl

12 Dez 2014

Obwohl es sich hervorragend zur Herstellung von Seifen und Kosmetik eignet, stehen viele Siederinnen und Sieder dem Palmöl mehr als skeptisch gegenüber. Grund hierfür ist der Raubbau an Natur, der zur Gewinnung von Palmöl und Palmfett betrieben wird. Nach Angaben des WWF[1] bedecken schließlich mittlerweile rund 12 Mio. Hektar – was der Hälfte der Fläche Deutschlands entspricht – Palmölplantagen unseren Planeten, mit steigender Tendenz. So hat sich die Fläche seit Beginn der 90er Jahre insgesamt verdoppelt, in manchen Gegenden Asiens sogar stellenweise verzehnfacht.

Palmöl Plantage - Monokultur
Plamölplantage in Malaysia

Geschaffen wurden diese irrsinnigen Flächen in den letzten Jahrzehnten in erster Linie durch die Rodung tropischer Regenwälder in Indonesien und Malaysia, aber auch in Südamerika und sogar in Afrika. Die Monokulturen an Ölpalmen haben nicht nur vor Ort Einfluß auf die biologische Vielfalt und zerstören den Lebensraum seltener Arten, wie z.B. den des Orang Utans oder des Tigers. Die Rodung des Regenwaldes bedroht mittelfristig auch unser Klima, da der torfige Boden bei der Trockenlegung große Mengen an Treibhausgasen freisetzt und fortan nicht mehr als Kohlenstoffspeicher zur Verfügung steht.

Auf Palmöl verzichten?

Doch Palmkernöl per se abzulehnen scheint insgesamt wenig zielführend. Schließlich kann mit der Ölpalme auf verhältnismäßig geringer Fläche mit überschaubarem Aufwand ein vergleichsweise hoher Ertrag erzielt werden.

Ertrag verschiedener Nutzpflanzen im Vergleich:

Pflanze Öl in Tonnen pro Hektar Anbaufläche
Mais 0,1
Soja 0,4
Sonnenblume 0,8
Olive 1
Raps 1
Rizinus 1,1
Avocado 2,2
Ölpalme 5

Die Angegebenen Werte sind Näherungswerte und geben Durchschnittswerte verschiedener Publikationen wieder.

Bei aller Ungenauigkeit durch wenig vergleichbare Anbauvoraussetzungen und Bodenqualitäten zeigt die Übersicht, daß ein genereller Verzicht auf Palmöl nicht wirklich geeignet ist, die ökologischen Probleme im Zusammenhang mit der weltweiten Nachfrage nach pflanzlichen Ölen und Fetten zu lösen. Kosmetika bilden übrigens nur einen Teil dieser Nachfrage. Mehr als zwei Drittel[2] des Palmöles finden Verwendung in der Nahrungsmittelerzeugung. Dort findet es sich z.B. in Fertiggerichten, in Schokolade oder Margarine.

Würde man nun die 2013 alleine in Deutschland als Direktimport verbrauchten rund 2 Mio. Tonnen Palmöl und Palmkernöl durch das in der Ertragstabelle zweitplazierte Avocadoöl ersetzen (sofern dies in der jeweiligen Anwendung überhaupt möglich wäre), dann hätte das bereits mehr als eine Verdoppelung der benötigten Anbaufläche zur Folge. Und genauso wie die Anbaufläche für Palmöl dem Regenwald abgerungen wird, würde sie wohl auch für einen anderen Öllieferanten dem Regenwald genommen werden.

Die Lösung kann neben der grundsätzlichen Sparsamkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen nur darin liegen, den Anbau der Ölpalme so schonend und umweltverträglich wie möglich zu gestalten. In entsprechender Weise angebaut kann die Ölpalme, die jetzt schon als Nahrungsgrundlage in vielen Ländern unverzichtbar ist und die Lebensgrundlage vieler Kleinbauern bildet, sogar Mittel zur Armutsbekämpfung sein.

Um die Verbraucher in Europa für das Problem zu sensibilieren, hat die EU übrigens bereits vor einigen Jahren eine Richtlinie auf den Weg gebracht, die am 14.12.2014 in Kraft tritt. Nach dieser Richtlinie müssen ab diesem Stichtag Palmöl und Palmkernöl in Lebensmitteln explizit als solche deklariert werden und können nicht mehr hinter begriffen wie „Pflanzenöl“ oder „Pflanzenfett“ versteckt werden.

Dies ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einheitlichen Mindeststandards für den Anbau von Ölpalmen.

Quellen und weiterführende Informationen:

[1] WWF
[2] Wikipedia

Wie halten Sie es mit dem Palmöl in der selbstgemachten Kosmetik?

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